Bitcoin unter 100.000 US-Dollar: Geopolitische Spannungen belasten Krypto-Markt
Eskalation im Nahen Osten löst Kapitalflucht aus Risiko-Assets aus – Analysten sehen kurzfristigen Schock, aber langfristige Chancen
Veröffentlicht am: 24. Juni 2025

Ein seismischer Rücksetzer erschütterte das Krypto-Ökosystem am Wochenende: Der Bitcoin-Preis brach unter die psychologisch kritische Marke von 100.000 US-Dollar ein. Dieser Sturz folgte unmittelbar auf die jüngste Eskalation des Konflikts zwischen Israel und Iran und wirft grundlegende Fragen zur Rolle von Kryptowährungen als vermeintliche Safe-Haven-Assets in Krisenzeiten auf.
Bitcoin im Sturzflug: Zahlen und Hintergründe
Nach Daten von Coinbase sackte der Bitcoin-Kurs am Sonntag, den 22. Juni, zeitweise auf rund 98.400 US-Dollar ab – ein Verlust von über 6% gegenüber dem Vortag. Noch am Freitag hatte die Digitalwährung bei über 105.000 US-Dollar notiert.
Experten identifizieren drei zentrale Treiber für diese Entwicklung:
- Geopolitische Unsicherheit: US-Luftschläge auf iranische Nuklearanlagen schürten Ängste vor einer regionalen Eskalation.
- Risikoaversion: Institutionelle Investoren zogen Kapital aus volatilen Anlageklassen ab.
- Energiemarkt-Sorgen: Potenzielle Störungen der Ölversorgung durch den strategisch vitalen Hormusstraßen.
Die Mechanik der Marktreaktion
Jacob Joseph von CoinDesk Data erklärt: „Dies ist kein kryptospezifisches Phänomen, sondern ein klassischer Sicherheits-Reflex. Bei unkalkulierbarem geopolitischen Risiko fließt Kapital traditionell in Gold und liquide Anlagen.“
Marc P. Bernegger von AltAlpha Digital ergänzt: „Die 100.000-Dollar-Marke fungierte als psychologische Support-Linie. Ihr Durchbruch löste zusätzliche Verkaufswellen aus.“
Energiekrise als systemisches Risiko
Dom Kwok von EasyA warnt vor Sekundäreffekten: „20% des globalen Öls passieren die Straße von Hormus. Eine Blockade könnte Ölpreise explodieren lassen – mit inflationären Folgen, die traditionell Krypto-Assets belasten.“
Historische Parallelen zeigen jedoch:
- Geopolitisch bedingte Marktschocks sind meist transient
- Fundamental starke Assets wie Bitcoin erholten sich stets
- Langfristige Investoren nutzen solche Dips als Einstiegschance
Ausblick: Krisen als Stresstest
Während Bitcoin kurzfristig als Risiko-Asset behandelt wird, könnte sich seine Rolle langfristig ändern. Kwok betont: „Die schnelle Erholung über 100.000 US-Dollar zeigt die fundamentale Stärke.“ Institutionelle Akzeptanz und regulatorische Klarheit bleiben jedoch Voraussetzung für eine Neubewertung als Inflationshedge.
Für Trader bietet die aktuelle Volatilität Chancen, für Langfristanleger bestätigt sich die Notwendigkeit eines robusten Risikomanagements. Die Krypto-Märkte stehen vor einem entscheidenden Reifetest.