In Deutschland werden Kryptoassets steuerrechtlich als
andere Wirtschaftsgüter
im Sinne des § 23 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 EStG (Einkommensteuergesetz) klassifiziert. Dies hat spezifische Implikationen für ihre Besteuerung.Gewinne aus der Veräußerung von Kryptoassets können als private Veräußerungsgeschäfte der Einkommensteuer unterliegen, sofern die Haltefrist von einem Jahr nicht überschritten wird.BMF-Schreiben vom 10. Mai 2022
Erfolgt die Anschaffung und Veräußerung von Kryptoassets innerhalb der einjährigen Haltefrist, kann ein steuerpflichtiges privates Veräußerungsgeschäft vorliegen. Der hieraus resultierende Gewinn unterliegt dem persönlichen Einkommensteuersatz des Steuerpflichtigen (Progressiv (0 % – 45 % zzgl. Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer)).
Die Dauer, für die ein Kryptoasset gehalten wird (Haltefrist), ist entscheidend für die Frage der Steuerpflicht bei Veräußerung:
Sachverhalt | Anwendbare Frist |
---|---|
Standard-Haltefrist für Kryptoassets | Ein Jahr (anschließend steuerfreie Veräußerung) |
Haltefrist bei Nutzung zur Einkunftserzielung (z.B. Staking/Lending) | Potenziell bis zu 10 Jahre (gemäß Auslegung BMF-Schreiben vom 10.05.2022) |
Hinweis: Die Verlängerung der Haltefrist auf 10 Jahre bei Nutzung zur Einkunftserzielung ist Gegenstand aktueller Diskussion und Auslegung durch die Finanzverwaltung und Rechtsprechung.
Die steuerliche Einordnung von NFTs ist komplex und hängt stark von der konkreten Ausgestaltung und Nutzung des jeweiligen Tokens ab:
Eine pauschale Beurteilung ist nicht möglich; jeder Fall erfordert eine individuelle Analyse.
Verluste aus privaten Veräußerungsgeschäften mit Kryptoassets unterliegen spezifischen Verrechnungsbeschränkungen:
Steuerpflichtige sind zu einer lückenlosen und nachvollziehbaren Aufzeichnung aller Kryptoasset-Transaktionen verpflichtet. Für die Bewertung von Zu- und Abgängen bei gleicher Art von Kryptoassets wird in Deutschland im Regelfall die
Fifo-Methode (First-In-First-Out)
angewendet.Erforderliche Angaben umfassen typischerweise: Transaktionsdatum und -zeit, Art der Transaktion (Kauf, Verkauf, Tausch, Reward), Menge, Anschaffungs-/Veräußerungskosten in Euro, Transaktionsgebühren, involvierte Plattformen/Wallets.
Gewinne und Verluste aus privaten Veräußerungsgeschäften mit Kryptoassets sind in der Anlage SO (Sonstige Einkünfte) der Einkommensteuererklärung zu deklarieren. Einkünfte aus gewerblichen Aktivitäten (z.B. umfangreiches Mining) erfordern zusätzlich Angaben in der Anlage G (Einkünfte aus Gewerbebetrieb) und gegebenenfalls die Abgabe einer Gewerbesteuererklärung.
Zur Erfüllung der umfangreichen Dokumentationspflichten und zur korrekten Berechnung steuerlich relevanter Werte existieren diverse Softwarelösungen (z.B. CoinTracking, Koinly, Blockpit, Accointing). Diese können die Erfassung und Auswertung von Kryptoasset-Transaktionen erheblich erleichtern. Die Auswahl einer geeigneten Software sollte unter Berücksichtigung des Funktionsumfangs, der unterstützten Börsen/Wallets und der Kostenstruktur erfolgen.
Für detaillierte und rechtsverbindliche Informationen wird auf die folgenden offiziellen Quellen verwiesen:
Die steuerliche Gesetzgebung und Rechtsprechung im Bereich der Kryptoassets ist dynamisch und kann sich kurzfristig ändern. Es ist essentiell, sich über den aktuellen Stand zu informieren und gegebenenfalls fachlichen Rat einzuholen.